Die Gegend um Sensburg in der Urgeschichte

Die Gegend um Sensburg in der Urgeschichte
Die Ausstellung ist dem Gebiet von Sensburg von der Antike bis zum frühen Mittelalter gewidmet. Die hier gesammelten Denkmäler stellen die einzelnen Phasen in der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Entwicklung der hier lebenden Bevölkerung.
Die ersten Spuren der Anwesenheit von Menschenscharen auf dem Gebiet der Masurischen Seenplatte traten ca. 10.000 Jahren v.u.Z. auf.
Das älteste, in der Gegend von Sensburg gefundene Denkmal ist eine aus Horn eines Elchs gemachte Spitze aus dem Gebiet eines Sees neben Piecek (ca. 10.000 Jahre v.u.Z.). Die meisten Funde stammen aus der mittleren Steinzeit (ca. 8.000 Jahre v.u.Z.). Das war gewiss mit der Klimaerwärmung, und damit mit günstigeren Lebensbedingungen verbunden. Mit dem Ausbreiten von Wäldern musste die Jagd nach den Herdetieren aussterben. Die Gebiete um Sensburg wurden damals von den Jägern und Weidmännern erforscht. Die Überreste ihrer Anwesenheit sind die aus den Geweihen von Rentieren, den Hörnern von Auerochsen, Elchen, aus den Knochen von Bären sowie auch Stein und Feuerstein (u.a. die Harpune aus Wojnów, die hörnerne Axt aus dem Fluss Krutynia).
Etwa 4.000 Jahre v.u.Z. kommen in die Umgebung von Sensburg Völker, die sich hier dauerhaft ansiedeln. Sie repräsentieren einen neuen Wirtschaftstyp, der auf dem Anbau und der Tierzucht basiert. Die Herstellung und Verbrennung von Tongefäßen entwickelt sich ständig.
Das Auftauchen und die Verbreitung eines neuen Rohstoffes, d.h. der Bronze, setzen den nächsten Abschnitt in der Entwicklung von Menschengruppen in der Gegend um Sensburg aus. Aus diesem Grund wird auch diese Epoche als Bronzezeit (ca. 1.700 Jahre v.u.Z.) bezeichnet. Es erscheinen die ersten Erzeugnisse aus Bronze. Mit der Zeit konsolidiert sich die Agrar- und Zuchtwirtschaft sowie verbreiten sich neue Sitten in der geistigen Sphäre. Die Einäscherung von Verstorbenen war ein Ausdruck des neuen Glaubens. Die auf dem Scheiterhaufen verbrannten Knochenüberreste wurden in die Totenurnen geschüttet (z.B. das Gräberfeld in Pustniki). Die Denkmäler aus dieser Zeit, die aus der Umgebung um Sensburg stammen, sind u.a. der Bronzepickel aus Popielno am Spirdingsee (Jezioro Śniardwy) sowie die Äxte aus Bronze aus Cierzpięty, Rybno und Woźnice.

Seit dem ca. 5. Jahrhundert v.u.Z. steigt an dem besprochenen Gebiet die Anzahl der Ansiedlungsstellen. Das gemeinsame Merkmal dieser Ansiedlungen bildete ein Schutzstandort in unerreichbaren und schwer einzunehmenden Orten. Solche Ansiedlungen entdeckte man in den Ortschaften Maradki und Rybno. Zu den interessantesten Entdeckungen soll man die am Ufer des Sees Piłakno liegende Ansiedlung zählen. Außer den für diesen Typ charakteristischen Schutzansiedlungen befinden sich um Sensburg neue Formen von Gräberfeldern. Sie werden durch künstlich aufgeschüttete Erdhügel, die man als Hügelgräber bezeichnet. Innerhalb einer aus Stein und Erde gebauten Konstruktion verbargen sie Totenurnen, die auf einem Steinpflaster gestellt wurden. Solche Gräberfelder wurden in Gielądź, Głodowo, Jędrychów und Warpuny gefunden. Damals formte sich eine neue Kultur – die Kultur der westbaltischen Hügelgräber (seit dem ca. 500 Jahr v.u.Z. bis zu Beginn unserer Zeitrechnung), welche die Widerspiegelung von lang andauernden Ansiedlungsprozessen in der Region an der Ostsee bildete.

Zu Beginn unserer Zeitrechnung (die Jahre von 0 bis 400 u.Z.) kam es auf dem schon vereinheitlichten Gebiet der baltischen Kultur zu weiteren wirtschaftlichen Siedlungswandlungen. Das war mit der Fähigkeit verbunden, Werkzeugen aus Eisen herstellen zu können. Sie waren besser als die vorherig gebrauchten Werkzeuge und ermöglichten eine intensivere Entwicklung des Handwerkes und der Landwirtschaft. Es kam zur Entstehung eines neuen Gesellschaftssystems; die gesellschaftlichen Beziehungen der Territorialgemeinschaften, der Keime von Volksstämmen, wurden gebildet. Aus dieser Zeit stammen die Urnenfelder, reich ausgestattet mit Gegenständen aus Silber, Eisen, Glas und Bernstein. Das waren: Spangen, Nadeln, Klammern, Ringe, Halsketten, Glasperlen, Speerspitzen, Sporen und andere. Die Urnenfelder entdeckte man unter anderen in Babięty, Mojtyny, Machary, Brejdyny, Dłużek, Koczek, Muntów und Zyzdrój. Das Auftreten von Bronze- und Silbermünzen aus dem 2. und 3. Jahrhundert u.Z. bildet das charakteristische Merkmal von Sensburger Urnenfeldern. Ein äußerst interessantes Mekmal des Beerdigungsrituals sind die Begräbnisse von Pferden. Dieses Ritual wurde durch die Bevölkerung gepflegt, die das baltische Gebiet bewohnte. Die Pferde wurden zusammen mit einem schönen und reichen Pferdegeschirr begraben. Diese Gräber entdeckte man unter anderen in Wólka Prusinowska und Kosewo.

Im 5. Jahrhundert lassen die Einflüsse des Römischen Reichs und seiner Provinzen nach, und auf dem Gebiet der Masurischen Seeplatte erscheinen Importartikel vom Schwarzen Meer. Den Beweis dafür bilden die im Kreis Sensburg gefundenen archäologischen Materialien aus dieser Zeit. Die Gelinder, die diese Gebiete schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bewohnten, verfügten über eine herauskristallisierte Agrar- und Zuchtwirtschaft sowie voll ausgebildete gesellschaftlichen Beziehungen. Der Ausdruck der stammesübergreifenden Kämpfe waren bestimmt die neu errichteten Schutzburgen, u.a. Szestno, Nowe Bagienice, Majcz Mały, Młynik, Pustniki. Diese Burgen wurden zusätzlich mit Erdwällen und Palisaden befestigt. Die Burgen waren die damaligen Sitze der Vertreter, die in der nächsten Gegend die Macht ausübten. An ihrem Fuße oder in ihrer Nähe entstanden die Siedlungen von Landwirten, Handwerkern und Kaufmännern. Auf die frühmittelalterlichen Ansiedlungsspuren ist man in den Ortschaften: Lipowo, Dłużec, Surmówka, Boże gestoßen. Die Gräberfelder aus dieser Zeit wurden in Brejdyny und Łukajno entdeckt.